Notizen der Schnapsnase

 

24. März 2024  

World Spirits Award 2024
Kürzlich wurden die World Spirits Awards im Stiegl-Gut Wildshut in St. Pantaleon verliehen. Wolfram Ortners Celebration fand auch heuer wieder in einer Destillerie statt, die mit einem Award ausgezeichnet wurde.
Aus einem Teilnehmerfeld von 77 Destillerien wurde die Whiskydestillerie St. Kilian aus Deutschland zur "Distillery of the Year in Gold" gekürt. Ebenfalls mit dem Titel "Distillery of the Year in Gold wurde die Hofbrennerei Oberkorb aus Deutschland ausgezeichnet. Die Destillerie Hochstrasser aus der Steiermark darf sich über den Titel "Distillery of the Year in Silber" freuen. Weitere "Word Class Distilleries" und "Word Spirits Award"-Preisträger: Feinbrennerei Sasse/Deutschland, Roner/Italien, Grupo Osborne/Spanien, Jos.Rosche/Deutschland, Angostura/Trinidad & Tobago, Gautier Mückstein/Wien, Morikawaraten/Japan und Stiegl-Gut Wildshut/Salzburg.
Außergewöhnliches, Trendiges, Auffälliges beim WSA: Aperitif-Getränke, trinkfertige Mischprodukte, Rum aus Melasse oder Zuckerrohrsaft, Rum-Mix-Drinks, Low-Alcohol Produkte, fruchtige, aromatische Emulsions-Liköre, Spirits ohne Alkohol als Erfrischungsgetränk.

 

15. März 2024
 

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Destillata 2024 - ein Wochenende in Innsbruck
Trotz deutlichem Rückgang bei Einreichern und Edelbränden hat das Organisationsteam der Destillata rund um Ing. Wolfgang Lukas der Gala 2024 wieder einen passenden Rahmen gegeben. Die Orangerie des Congress Centers in Innsbruck war mit etwa 120 Gästen gut gefüllt.
Die Gala ist immer wieder ein Treffen der Edelbrenner Community.
Der Sieg ging nach 22 Jahren wieder in die Schweiz an die die Schnapsmacherei von Thomas Heiner, Silber holten sich die Wirtsleut´ Monika und Anton Steixner, deren "Die Brennerei" gerade einmal neun Autominuten vom Congress Center entfernt liegt. Auch Platz 3 wurde an einen Gastronomen vergeben, an den bayrischen Schätzlhof.
Mein persönliches Highlight bei der Gala war neben dem Treffen vieler Edelbrenner und Persönlichkeiten aus der Brennerszene die Verkostung der mit Gold prämierten Edelbrände, Geiste, Liköre, Gins, Rums und Whiskys. In besonders guter Erinnerung: der Zigarrenbrand Muskat Trester von Bauernfeind´s Irrseebrand, der in Begleitung der Brennerin Rosi Huber nach Innsbruck gereist war, die für ihren Weichsellikör Gold erhielt; die Birne Strong aus dem Akazienfass von Karin und Emmerich Kohlmann; die alte Zwetschke vom Tiroler Signum-Beauftragten Michael Flunger.
Da ich zum für mich ungünstigsten Zeitpunkt eine hartnäckige Bronchitis medikamentös behandeln musste, hielt sich das Verkosterpensum in Grenzen. Dafür war mehr Zeit für gute Gespräche mit Selimi Zecir von der Destillerie Pirker, mit Georg und Robert Hiebl, Claus Pelzmann, Hans Stix, Daniel Hofbauer, Johannes Ruprecht, Josef Obexer, Dipl. Ing. Wendelin Juen, Ing. Josef Rögner, Ing. Siegi Quendler, Max Kopp und Harald Ott.
Am Tag nach der Gala gab´s noch ein sehr inspirierendes Gespräch mit Wendelin Juen im Cafe Central und einen Besuch bei Monika und Anton Steixner. In bester Erinnerung die Vogelbeere von Arno Pauli, die Rote Williams, der Mandarinengeist, der Obstler aus Apfel, Quitte und Himbeer sowie der Natyra und der Kalterer Böhmer Apfelbrand aus dem Hause Steixner. "Die Brennerei" ist in einem 450 Jahre alten Bauernhof, der behutsam renoviert wurde, untergebracht.
Monika sorgt mit viel Gespür für eine stimmige Deko in der Brennerei, dem Verkaufsregal, der Gaststube bis hin zur Toilette.

 

8. März 2024
 

Ab Hof Messe Wieselburg 2024
Die größte "Spezialmesse für Direktvermarkter" hat zwischen 8. und 11. März ihre Tore geöffnet - mittlerweile seit 29 Jahren. Der Eröffnungstag ist traditionell den Produktprämierungen und - was die Obstverarbeitung betrifft - den "Goldenen Stamperln" und den "Goldenen Birnen" gewidmet.
Die Möglichkeit, die "Besten der Besten" zu verkosten treibt mich Jahr für Jahr zur Verkosterlounge. Heuer hab´ ich mich lediglich auf 3 Produkte konzentriert: den Marillenbrand im Marillenholz gereift von Mathias Zwicker, den Rum holzfassgelagert von Renate und Gerhard Kainz und den Nusslikör von Gerhard Schadl.
Dieser Tag ist auch ein Treffpunkt der Brennerszene aus ganz Österreich. So hatte ich Gelegenheit mit Elmar Brunn, Matthias Gasteiger, Cornelia und Josef Widegger, Christian Pirklbauer, Karin Maleninsky, Josef Deisinger, Herbert Steiner, Rainer Bebek, Andreas Selner, Leopold Reikersdorfer, Toni Distelberger, Veronika Harm, Andreas Liebminger, Günther und Georg Bauer, Christian Krappel, Margaete und Willi Pohler zu plaudern oder wenigstens die Hände zu schütteln. Das Obstkulinarium der Pohlers wurde heuer bereits zum 9. Mal!!! zu den Produzenten des Jahres gekürt.
Kein Messebesuch ohne die Stände von Georg Hiebl, Bernhard und Jürgen Datzberger zu besuchen. Am neuen Stand von Georg Hiebl gabs einen (Aroma)Hopfenbrand und einen Mandarinengeist. Beim ebenfalls runderneuerten Stand der Datzbergers war heuer Edelbrandpause. Dafür hat Bernhard einen erfrischenden Apfelcider kredenzt. Immer wieder ist der Besuch der Fuxbau Destillerie, die in der Steirerhalle ihre neues Tonic Water präsentierte.
Das obligatorische Mittagsmenü bestehend aus Fisch und Chips in der Tüte von Decleva´s Alpenfisch und als Nachspeise eine Portion Mohnnudeln vom Waldviertler Mohnhof gehören ebenso zum Jahreshighlight, wie das Probieren neuer, fast unbekannter Produkte, wie den Lupinen Kaffee von der Dunkelsteiner KG oder die Grischberli von der Jakob & Eva GmbH & Co KG.
Es gibt keine Ab Hof Messe, ohne den steirischen Kürbiskernlikör von Franz Reczek und einen Weichkäse der Biohofkäserei Deutschmann mit nach Hause zunehmen.

 

1./2. März 2024
 

Hochprozentiges Südtirol - Reise nach Bozen
Die Präsentation der Gemeinschaftsbrände der Südtiroler Hofbrennereien war der Anlass, ein Wochenende in Bozen zu verbringen.
Eine bequeme sechsstündige Bahnfahrt brachte mich am Donnerstag zu meinem Wochenendquartier in das Brandlgut im Stadtteil Moritzing in Bozen. Ein herrlicher Blick auf die Stadt Bozen und das Umland entschädigten für das unfreundliche Regenwetter.
Die Präsentation der Gemeinschaftsbrände fand am Freitag in der Gärtnerei Schullian statt. Mit einer wahren Blumen- und Pflanzenpracht war für die passende Dekoration gesorgt. Martin Aurich und Christine Maria Schönweger haben stellvertretend für die Südtiroler Hofbrennereien die beiden Gemeinschaftsbrände Aquae Nobilis Apfelbrand und Aquae Nobilis Grappa präsentiert und zur Verkostung eingeladen: ein sehr frisch fruchtiger Apfelbrand mit einem fein eingebundenen Holzton und ein kräftiger Tresterbrand mit einer zarten Holznote. Kulinarisch umrahmt wurde die Präsentation mit Köstlichkeiten der Sarner Bäuerinnen, die "ollerhond Selbergmochts" vorbereitet hatten.
Eine große Freude war das Wiedersehen mit der Autorin der Südtiroler Schnopsroas "Oh!hochprozentiges Südtirol", Maria Kampp. Hermann Gummerer, einer der beiden Verlagsleiter des Folio Verlags hatte auch Marias neues Buch "Oh!Bozen" mit im Gepäck. Beste Voraussetzungen, um anschließend eine Stadtbesichtigung zu starten.
Der Nachmittag war mit Sightseeing, dem Besuch des "Ötzi" im Archäologiemuseum, des romanisch-gotischen Doms und der Kellerei Bozen dem touristischen Bozen gewidmet.
Am Samstag hatte ich die Gelegenheit mit der Familie Widegger, Edelbrandsommeliers aus Oberösterreich, in den Vinschgau zur Gaudenz Hofbrennerei zu fahren. Christine Schönwegers Golden Delicious Apfelbrand, Morgenduft Apfelbrand, Williams Birnenbrand, Vinschger Marillenbrand und der Grappa Goldmuskateller-Weissburgunder haben mich ebenso beeindruckt wie das Verkosterstüberl und die Brennkammer im mittelalterliche Gaudententurm in Partschins. Allen Edelbränden ist ein deutliches Fruchtaroma mit einer feinen Stilistik gemeinsam, die mich nicht nur aber vorallem in der Nase beeindruckt haben.
Nahezu verpflichtend ist die Mitnahme eines Edelkastanienbrandes Castanea von Gisela und Martin Aurich aus dem Weingut Unterortl Castel Juval. Ein im Edelkastanienfass gelagerter, nach Edelkastanienmus duftender und ausgewogen vanilliger Edelbrand, der sich sehr elegant und anhaltend am Gaumen präsentiert.

 

23. Februar 2024
 


Best of Schnaps - Vinaria Nr. 08 / 2023
Es gibt mehrere Gründe, mich den von Vene Maier verfassten Artikel über die besten Brenner des Jahres 2023 und die besten Schnäpse des Jahres 2024 in meinen "Notizen" zu widmen.
11 der 15 Brenner hab´ ich auch auf meiner Schnopsroas 2012 besucht oder bei anderen Gelegenheiten persönlich kennengelernt. 3 Brenner zählen zu den Pionieren und Gründern der Quinta Essentia (Gölles, Latschen und Trausner). Mit David Gölles, Lukas Krenn, Irene Wurm, Luis Trausner, Lukas Schüller und Franz Ratzinger hat die nächste Generation die Nachfolge ihrer Väter/Schwiegerväter angetreten oder stehen kurz davor.
Die Manufaktur Gölles in Riegersburg und die Pfau-Brennerei von Valentin Latschen in Klagenfurt haben die Blütezeit des Obstbrandes in den Jahren 1985 bis 2005 mitbegründet. In diese Zeit fällt das Gründungsjahr der "Quinta Essentia", die mit Alois Gölles, Valentin Latschen, Karl Hubert Gasser, Günter Rochelt und Karl Holzapfel als Vereinigung österreichischer Top-Brenner neue Maßstäbe in der Welt der Edelbrände gesetzt hat.
Der mit der Höchstnote von 20 Punkten versehene Saubirnenbrand ist eine schöne Reminiszenz an diese Zeit. Alois Gölles hat sich dieser Birnensorte angenommen, die er von seinem, 2011 verstorbenen Wegbegleiter Karl-Hubert Gasser aus Vorarlberg in die Südsteiermark geholt hat. In Vorarlberg ist diese Birne als Subirer bekannt - eine geschützte Marke, die am besten im Schnapsglas zu geniessen ist. Mit Attributen, wie "sehr feines Bukett, würzig, prägnant, konzentrierte Perfektion am Gaumen, ein Destillat der seltenen Art, einfach genial" gab es vom Verkostertrio Vene Maier, Hermann Botolen und Adi Schmid höchste Anerkennung.

 

12. Dezember 2023
 

100 Punkte, besser geht nicht - Edelbrände vom Sammerhof
Wenn eine Spirituose, ein Geist oder ein Edelbrand mit 100 von 100 Punkten bewertet wird, dann ist das schon etwas Besonderes, jedenfalls Grund genug diese und andere Geiste und Brände vom Sammerhof aus dem oberösterreichischen Salzkammergut zu verkosten.
Die Falstaff Spirits Trophy 2023 hat zahlreiche hochprämierte Spirituosen vor den Vorhang geholt, geizt aber mit der Höchstpunktezahl. Nur zweimal wurden 100 Punkte vergeben und zwar an den Rote Williamsbirnen-brand von Matthias Gasteiger und den Manderinengeist vom Sammerhof.
Dieser zeigt in der Nase einen unglaublich intensiven, frischen Duft, der sich am Gaumen druckvoll und fruchtig fortsetzt. Seine Größe zeigt der Geist am Gaumen und im leeren Glas, wo er eine unendliche Länge ausspielt.
Einmal neugierig geworden interessieren mich noch weitere Produkte aus dem Hause Christian Brunner.
Etwa der Vogelbeerbrand im Maulbeerfass, der die typischen Fruchtaromen der Vogelbeere mit einem kräftigen Marzipanton vereint. Das Holz bleibt dezent im Hintergrund, gibt dem Brand aber Farbe und einen süßlich animierenden Charakter.
Durchgängig fruchtig und klar präsentiert sich das Zitrus-Trio aus Limettengeist, Grapefruitbrand und dem Blutorangenbrand von der sizilianischen Tarocco Blutorange, edel verpackt in einem Holzkarton.
Mag. Christian Brunner hat 2008 mit dem Schnapsbrennen am Sammerhof als Hobby begonnen, die Ausbildung zum Edelbrandsommelier absolviert und ist der Nachfolger des 2007 verstorbenen Franz Miglbauer, des Großvaters seiner Lebensgefährtin. Franz Miglbauer zählte zu den führenden Edelbrennern Österreichs.

 

6. Dezember 2023
 

Sulzer is back
Der leider viel zu früh verstorbene Leopold Sulzer aus Eschenau zählt zu den Edelbrandpionieren der Region und war konstant in den Ergebnislisten der Prämierungen im Rahmen des "Goldenen Dirndl" in Traisen zu finden. Als langjähriger Obmann der Brennereigemeinschaft Bergland hat er die Geschicke der ersten Edel-brandgemeinschaft in der Region geleitet. 25 Jahre später hat mich sein Sohn Josef zu einer kleinen Verkostungsrunde nach Steubach eingeladen. Er konzentriert sich nach dem Tod seiner Eltern auf die Verarbeitung von Obst zu Säften und Mosten, die unter der Marke Sulzermost präsentiert werden.
Die Verkostung wird mit einem sehr feinen Apfelbrand gestartet. Die vorerst etwas verhaltenen Frucht-aromen entwickeln sich sehr gut zu einem komplexen, harmonischen Edelbrand. Weiter geht's mit einem Spenling, der mit einer feinen Marzipannote die Herkunft als Steinfrucht nicht leugnen kann, sich im Fruchtaroma aber etwas zückhaltend zeigt, was möglicherweise auch mit dem Fruchtbild der Schale "gelb
mit roten Streifen" zu tun hat.
Ein Höhepunkt der Verkostung war ein Edelbrandquartett aus Asperl-, Mostgeläger-, Zwetschken- und Vogelbeerbrand. Aber schön der Reihe nach.
Der Asperlbrand überzeugt mit einer unglaublichen Dichte und feinen Aromatik. Keine pelzig-erdigen Anklänge, sondern ein volles Fruchtaroma genussreifer Asperl, das im Geruch und Geschmack gefällt. Der Gelägerbrand, ein Dauerbrenner in den Siegerlisten vor 20 Jahren, zeigt ein sehr ausgeprägtes, frisches Mostaroma, das von Hefetönen zart umspielt wird.
Einen unverkennbaren Steinton mit einer sehr feinen Frucht charakterisiert den Zwetschkenbrand, den man in dieser Form und Ausprägung wohl lange suchen muss.
Mit einem unglaublichen Duft und einem vollmundigen Fruchterlebnis präsentiert sich der Vogelbeer-brand, der ähnlich wie der Gelägerbrand, in früheren Zeiten ein mehrfach prämiertes Markenzeichen im Hause Sulzer war. Imposant der enorm lange Abgang dieser Edelbrandrarität!
Schön, dass die Brennertradition am Panzenöd-Hof fortgesetzt wird!

 

Notizen der Schnapsnase - Fortsetzung
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