Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Obstverarbeitung in Kilb

Die Baumschule Sirninger

Sirningers Mostbirne

Die Wiederentdeckung
einer Rarität

Die Landes-Musterobst-
mostereien in NÖ

1. Landes-Obstmosterei Abetzberg, Aschbach Markt

2. Landes-Obstmosterei Watzelsdorf, Neidling

3. Erste Waldviertler Obstmosterei Walkenstein, Sigmundsherberg

4. Landes-Obstmosterei Wagenreith, Sonntagberg

5. Landes-Obstmosterei, Zwettl

6. Landes-Obstmosterei,
Kilb

7. Mosterei der landwi. Genossenschaft Waidhofen/Thaya

8. Mosterei der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer
in Zitzhof

Die Landes-Musterobstmostereien in Niederösterreich

Das 19. Jahrhundert gilt als Hochblüte und goldenes Zeitalter des Mostes. Die Beseitigung der wirtschaftlichen und persönlichen Abhängigkeit der Bauern von der Grundherrschaft im Jahr 1848 war ein wichtiger Auslöser. Die Bauern begannen nun ihr Eigentum möglichst ertragreich zu bewirtschaften. Der Obstbau und die Mosterzeugung waren dabei wichtige Einnahmequellen und zielten darauf ab, die steigende Zahl der Arbeiter aber auch das eigene Personal und die Familie mit einem guten Haustrunk zu versorgen.
Um die Qualität des Mostes zu heben und der steigenden Nachfrage nach Obstwein gerecht zu werden wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in vielen Orten Niederösterreichs Landesmusterobstmostereien errichtet. Zwischen 1909 und 1913 wurden 6 Mostereien in Betrieb genommen und zwar in Abetzberg in der Gemeinde Aschbach Markt, in Watzelsdorf in der Gemeinde Neidling, in Walkenstein in der Gemeinde Sigmundsherberg, in Wagenreith in der Gemeinde Sonntagberg, in der Stadt Zwettl und in der Marktgemeinde Kilb.
Nach dem 1. Weltkrieg wurden noch weitere Mustermostereien errichtet und zwar Zitzhof im Bezirk Neunkirchen (Der Bauernbündler, 15. Oktober 1932) und in Geras (Das kleine Volksblatt, 26. Juli 1943). In Altenmarkt a. Ysper, Krumbach, Vitis und Waidhofen/Thaya wurden ebenfalls Brennkurse und Kurse für die Mosterzeugung abgehalten wie aus einer Ankündigung in der Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung vom 3. Oktober 1925 nachzulesen ist. Ob es auch an diesen Standorten Mustermostereien gab und wann diese eröffnet wurden, konnte noch nicht erhoben werden.
Zweck der Landes-Musterobstmostereien war einerseits, der steigenden Nachfrage nach Most durch rationelle Verarbeitung im großen Stil und mit den modernsten Geräten nachzukommen. Zudem wurde nach genossenschaftlichen Prinzipien Obst von den Bauern gesammelt, in der Mosterei verarbeitet, vermostet und der Most wieder an die Bauern verteilt. Die Übermengen wurden von der Mosterei vermarktet. Ein weiterer wichtiger Zweck der Musterobstmostereien war die Abhaltung von Kursen, um das Wissen über eine qualitativ hochwertige Mosterzeugung und über neueste Entwicklungen in der Kellertechnologie zu erhöhen. Während die Produktion nach dem 2. Weltkrieg allmählich eingestellt wurde, wurde in vielen Mostereien das Kurswesen bis in die 1950er und Mitte der 1960er Jahre fortgesetzt.
Die Errichtung der Mostereien wurde vom Land NÖ und vom Ackerbauministerium unterstützt, wobei die maschinelle Ausstattung, die Keller- und Presseinrichtung leihweise zur Verfügung gestellt wurde. Das Gebäude, der Keller, das Presshaus, allenfalls ein Dörrhaus wurden von den Grundeigentümern errichtet bzw. bereitgestellt. Es waren zumeist Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich mit der Obstverarbeitung beschäftigt haben, Bürgermeister (Abetzberg, Watzelsdorf, Zwettl), Baumschulbesitzer und Pomologen (Kilb) oder Obstbauvereine (Walkenstein)

Die erste Mustermosterei in der Monarchie wurde 1891 im slowenischen Veldes (heute Bled) errichtet. Mit einer Obstpresse aus Stuttgart und 2 steirischen Obstmühlen wurde am 22. September der Betrieb aufgenommen. Kurz nach Inbetriebnahme wurde eine weitere Obstmühle (aus Oberösterreich) bestellt, die auch in der Lage war, harte Mostbirnen zu zerschneiden, zu quetschen und zu zerreißen. Mit ihr konnten 100 Kilogramm Mostbirnen in 10 Minuten verarbeitet werden. 3 Arbeiter konnten in dieser Mosterei in einer Stunde 300 Kilogramm Obst zu 200 Liter Most verarbeiten. Im Vergleich dazu: ein Bauer benötigte damals 7 ½ Stunden, um mit 7 Arbeitern die gleiche Obstmenge zu bewältigen, hatte aber mit einer einfachen Presse lediglich 160 Liter Mostausbeute.

Einer der Gründe für die Errichtung von Musterobstmostereien war jedenfalls, die Qualität des Obstweines zu heben. So wurde etwa über einen Holzapfelmost geklagt "daß er so beschaffen seyndt, daß sye die Mäuler zusamben ziechn, als ob man den grimmigen Tod pfaiffen wollte".

aktualisiert am 4. Jänner 2020